
Nein, es kommt auch auf die Ernährung an! Ein Experte räumt mit den fünf größten Zahn-Irrtümem auf! Zahnhygiene und Vorsorge sind wichtig. Doch zur Zahngesundheit gehört noch viel mehr.
Zahnarzt Dr. Dominik Nischwitz beschäftigt sich in seinem Buch „In aller Munde“ (Mosaik Verlag, 16 Euro) mit Biologischer Zahnmedizin. Dabei werden Zähne und Mund nicht isoliert betrachtet sondern ganzheitlich, Körper- und Zahngesundheit bedingen einander. Der Autor räumt mit den größten Irrtümern auf.
Eltern können Karies auf ihre Kinder übertragen
Karies wurde lange Zeit für eine übertragbare Infektionserkrankung gehalten. Um sie zu verhindern, gingen Zahnmediziner sogar soweit, Eltern davor zu warnen, ihre Kinder zu küssen oder vom gleichen Besteck zu essen. Heute weiß man, dass kariesverursachende Bakterien auch in gesunden Mundhöhlen Vorkommen, also völlig normal sind.
Karies entsteht vor allem, wenn in der Mundhöhle bestimmte Bakterien die Oberhand gewinnen, z. B. durch falsche Ernährung. Küssen und Knuddeln sind aber ausdrücklich erlaubt und fördern vor allem in einem noch jungen Organismus eine breite Population an Mikroorganismen, die gut für die Gesundheit sind.
Wer noch nie Karies hatte, ist fein raus
Das wäre schön, aber leider lauem im Mund noch andere Risiken, die den Körper krank machen können. Auch ein ansonsten zahngesunder Mensch kann nach Entfernung der Weisheitszähne gesundheitliche Probleme bekommen. Denn oft heilt die dabei entstandene Extraktionshöhle nur oberflächlich. Der darunterliegende Knochendefekt bildet eine perfekte Höhle für pathogene Mikroorganismen.
Chronische Entzündungsherde können lokal heftige Beschwerden (z.B. Hautentzündungen, Verspannungen. Taubheitsgefühle) verursachen, für die die Betroffenen oft jahrelang vergeblich ei- ne Ursache suchen. Sie können aber auch ganz stumm verlaufen, dafür aber den Organismus in einer ähnlichen Weise beeinträchtigen wie entzündete, zahnwurzelbehandelte Zähne.
Bei Karies muss der Zahnarzt immer bohren
Nein, nicht unbedingt. Karies ist kein Defekt, der schnell entsteht, er schreitet mit der Zeit voran, 95 Prozent aller Menschen bekommen irgendwann Karies. Besonders zu Beginn, also dann, wenn der Zahnarzt von so genannter Initialkaries spricht, kann der Bohrer zunächst oft noch liegen bleiben. Kleinere Defekte kann der Körper oft selbst heilen – vorausgesetzt, man unterstützt ihn mit der richtigen Ernährung (kein Zucker, kein Weizen, besser eiweißbetonte Mahlzeiten, gesunde Fette) sowie der richtigen Zufuhr von Nährstoffen (Vitamin D 3, K2, Magnesium und andere Mikronährstoffe).
7n frühes Bohren kann den Grundstein einer Füllungskarriere legen: Mit jeder weiteren Füllung muss immer mehr Zahnsub- stanz geopfert werden.
Eine Wurzelbehandlung kann einen Zahn erhalten
Wer hört von seinem Zahnarzt nicht gerne den Satz: „Den Zahn können wir noch retten“, wenn er mit einer dicken Backe und Zahnschmerzen auf dem Behandlungsstuhl sitzt und nach der vollzogenen Prozedur tatsächlich bald schmerzfrei ist Mit der Zahnwurzelbehandlung hat die Zahnmedizin eine Methode gefunden, einen toten Zahn stummzuschalten sowie für die Ästhetik und für die Kaufunktion weiter brauchbar zu machen. Doch so ein „geretteter“ Zahn kann früher oder später gesundheitliche Folgen haben.
Grund: Wurzelbehandelte Zähne sind tote Zähne, die in der Regel früher oder später von Mikroorganismen besiedelt werden. Diese Entzündungen verlaufen oft unbemerkt, können aber krank machen. Symptome: nachlassende Leistungsfähigkeit, ständige Infektanfalligkeit, chronische Krankheiten wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen und Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems.
Vor Karies schützt am besten gute Mundhygiene
Immer wieder wird uns suggeriert, dass wir nur genug putzen, spülen und „Plaque“ bekämpfen müssen, damit Zähne und Zahnfleisch gesund bleiben. Dabei sind Bakterien nicht der größte Feind unserer Zähne – sondern in erster Linie unsere Ernährung (zu viel Zucker und Weißmehlprodukte). Das schwächt Zähne von innen und außen.
Und auch die Meinung über Plaque, die lange als Schreckgespenst verwendet wurde, wird heute überdacht: Beläge an den Zähnen schaden nicht, solange darin die richtigen Bakterien vorherrschen. Über die Zusammensetzung entscheiden wir durch unsere Essgewohnheiten und Verhaltensweisen.
Quellen, Literatur und Verweise
- bz-berlin.de
Bildnachweis:
- https://pixabay.com/de/photos/z%C3%A4hne-putzen-z%C3%A4hne-zahnarztpraxis-2103219/